Während das Jahr 2020 schon mit einer Börsenrallye endete, sorgten die in der Breite anlaufenden Corona-Impfungen auch im ersten Quartal 2021 für Optimismus bei Anlegern. Weltweit erreichten Aktienmärkte neue Rekordstände. Zwischen verschiedenen Regionen, Branchen und Anlageklassen taten sich aber auch große Unterschiede auf. Verantwortlich hierfür waren die gestiegenen Erwartungen für Wachstum sowie Inflation in den USA und befürchteten Zinserhöhungen. Insbesondere Staatsanleihen taten sich in diesem Umfeld schwer. Für den Rest des Jahres geben Kapitalmarktexperten aber einen positiven Ausblick.
Mit dem weltweiten Start der Impfungen ist der Kampf gegen die Corona-Epidemie in eine neue Phase getreten. Die Zulassung immer weiterer Impfstoffe von verschiedenen Anbietern haben Auswahlmöglichkeiten sowie Verfügbarkeit für Regierungen deutlich erhöht und machten Hoffnung auf baldige Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Bisher hängt Deutschland bei der Durchimpfung der Bevölkerung leider vielen Industrienationen, wie etwa den USA oder Großbritannien, deutlich hinterher. Nichtsdestotrotz blicken deutsche Anleger optimistisch in die Zukunft und sorgten für Kursgewinne heimischer Unternehmen. So konnte der DAX im März sogar ein absolutes Allzeithoch erklimmen und zeigte sich fast immun gegen schlechte Nachrichten zu Impf- oder Inzidenzzahlen.
Ein ähnliches Bild ergibt sich auch für den Rest Europas. Trotz der verzögerten wirtschaftlichen Erholung im Vergleich zu den anderen großen Wirtschaftsräumen, konnten die meisten europäischen Aktienindizes deutlich zulegen. Der Optimismus von Anlegern, wird aktuell auch von vielen Unternehmen geteilt. Diese rechnen mit weiterer staatlicher Unterstützung und von einer anziehenden Verbrauchernachfrage nach Monaten des Konsumverzichts.
Inzwischen hat bereits ein Viertel der US-Bürger eine Erstimpfung erhalten und die Immunisierung der Bevölkerung geht mit hohem Tempo voran. Damit wird die Basis für einen wirtschaftlichen Neustart geschaffen und sorgt für robuste Wachstumserwartungen der Analysten. Befeuert wird diese Entwicklung von Konjunkturprogrammen der Biden-Regierung. In einem ersten Schritt hat Washington 1,9 Billionen Dollar als Covid-Hilfe gezahlt. Laut führenden US-Medien ist nun auch ein Programm für die amerikanische Infrastruktur geplant. Dieses soll 3 Billionen Dollar umfassen und in den Bau von Straßen sowie Brücken, in saubere Energie und Bildung fließen.
Die optimistischeren Konjunkturprognosen haben zwischenzeitlich aber auch zu steigenden Inflationserwartungen bei Analysten geführt. Die Logik dahinter: Die Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität wird zu Nachholeffekten und Investitionen führen, was zumindest kurzfristig zu steigenden Preisen führen könnte. In der Folge erhöhten sich im Februar die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen auf 1,5% und ließen die Kurse am Anleihenmarkt fallen. Am Aktienmarkt waren hingegen Wachstumstitel betroffen, deren Bewertungen bisher stark von niedrigen Zinserwartungen profitierten. So mussten einige Technologietitel Kurseinbrüche verkraften, die im März aber in vielen Fällen wieder ausgeglichen werden konnten. Die überraschend klare Kommunikation der Notenbanken in den USA und Europa war hier der beruhigende Faktor.
Zunächst legte hier die EZB vor und kündigte die Ausweitung der Anleihekäufe im Rahmen des „Pandemic Emergency Purchase Programme“ an. Der Markt soll also weiterhin mit neuem Geld versorgt werden und die Zinsen auf niedrigem Niveau verbleiben. Dies war in dieser Form bereits von Experten erwartet worden und so richteten sich alle Blicke auf Fed-Chairman Jerome Powell. Mitte März „lieferte“ dieser: Unerwartet deutlich erklärte Powell, dass die Zentralbanken auch eine höhere Inflation als bisher akzeptieren und die Leitzinsen noch eine ganze Weile auf dem aktuellen Nullzinsniveau belassen würden. Von einer großen Zinswende kann also bisher keine Rede sein. Trotzdem werden die Inflationserwartungen auch für die nächsten Monate einer der entscheidenden Wirtschaftsindikatoren bleiben.
Deutlich früher als in den westlichen Industrienationen trat in Asien eine Normalisierung der wirtschaftlichen Verhältnisse ein. Wie schon im letzten Quartal zeigte China hier eine besonders starke Erholung zu Beginn des neuen Jahres. Über die letzten Wochen sorgten dann aber Störfeuer aus den USA wieder für einen leichten Rückgang der hohen Bewertungen. Neben den bereits erwähnten Sorgen um steigende Zinsen in den Vereinigten Staaten, trat hier der wiederaufflammende Handelskonflikt in den Vordergrund. Auch unter der Biden-Administration sind die Spannungen zwischen den beiden Wirtschaftsriesen nicht geringer geworden. Schon beim ersten Treffen zwischen Diplomaten beider Länder kam es zu offen ausgetragenem Streit und lassen eine baldige Einigung als eher unwahrscheinlich erscheinen. Der grundsätzliche Optimismus der Anleger für das Wachstum in China bleibt aber ungebrochen.
Schwächer präsentierte sich im letzten Quartal Lateinamerika. Auch wenn sich die Volkswirtschaften in der Karibik, Zentral- und Südamerika nur schwer miteinander vergleichen lassen, kann man festhalten, dass die Region von der Pandemie besonders stark betroffen wurde. Die Gesamtwirtschaftsleistung in der Region ist laut IWF im Jahr 2020 um 8,13 Prozent eingebrochen und auch für 2021 sehen aktuelle Prognosen für das Wirtschaftswachstum vergleichsweise düster aus. Hoffnung machen lediglich die anlaufenden Impfungen und die steigenden Rohstoffpreise, welche zu den wichtigsten Exportgütern der Region zählen.
Mit der wirtschaftlichen Erholung ist auch die globale Nachfrage nach Rohstoffen wieder deutlich angezogen. Kupfer verteuerte sich etwa auf den höchsten Stand seit 10 Jahren. Aber auch Rohöl der Sorte Brent erreichte zumindest ein Ein-Jahreshoch und lag zwischenzeitlich bei über 65 Dollar.
Überraschender für Analysten war da schon die negative Entwicklung des Goldpreises. Dieser konnte offensichtlich nicht von den zeitweise aufflammenden Inflationserwartungen oder der expansiven Geldpolitik der Notenbanken profitieren. Während zum Jahresstart noch die 2.000 Dollar pro Feinunze in Reichweite lag, fiel der Preis auf deutlich unter 1.800 Dollar im März. Trotzdem oder gerade deshalb sehen Experten aber für das nächste Jahr noch Aufholpotential bei Edelmetallen.
Fazit: Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken kann aktuell auch nicht von Sorgen um ansteigende Inflation ins Wanken gebracht werden. Trotz der Höchststände an den Börsen, bleibt das Umfeld für Aktien damit weiterhin günstig. Anleiheinvestments haben es hingegen ungleich schwerer. Auch wenn Experten den Kurseinbruch vom Februar eher unter die Kategorie „Übertreibung“ einordnen, muss auch in den nächsten Monaten mit leichteren Schwankungen gerechnet werden.
Sollten Impfungen die Pandemie erfolgreich zurückdrängen und Öffnungen der Wirtschaft in den großen Industrienationen ermöglichen, spricht aber grundsätzlich nichts gegen ein weiteres positives Quartal in 2021.
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